Verbände fordern dringende Anpassung der Vergütung von Pflegekräften
In einem offenen Brief fordern der Verband Deutsche Nierenzentren (DN) e.V., das Kuratorium für Heimdialyse e.V. (KfH) sowie die Patienten-Heimversorgung Gemeinnützige Stiftung eine Anpassung der Vergütung an die steigenden Personalkosten für Pflegekräfte. Adressat ist das Bundesministerium für Gesundheit, in Persona Herr Bundesminister Lauterbach.
Sehr geehrter Herr Bundesminister,
in den nephrologischen Zentren des Verbands Deutsche Nierenzentren (DN) e.V., des Kuratoriums für Dialyse (KfH) und der Patienten-Heimversorgung (PHV) werden mehr als 80 Prozent der multimorbiden, chronisch kranken und älteren Patientinnen und Patienten in Deutschland über Jahre oder Jahrzehnte wohnortnah ambulant versorgt. Die Betreuung der Dialysepatienten und transplantierten Patienten ist sehr pflegeintensiv und wird in den Zentren derzeit von rund 26.000 qualifizierten Pflegekräften durchgeführt. Deutschlandweit sind die nephrologischen Zentren bereits jetzt – wie andere Bereiche der Gesundheitsversorgung auch – stark vom Fachkräftemangel betroffen und haben immer größere Probleme, offene Stellen für das Pflegepersonal qualifiziert nach zu besetzen. Die Gewerkschaft Verdi hat für die Pflegekräfte im öffentlichen Dienst eine Einigung im Tarifkonflikt mit den Ländern erzielt: Anfang des kommenden Jahres erhalten die Beschäftigten eine steuerfreie Corona-Prämie in Höhe von 1.300 Euro. Zum 1. Dezember 2022 steigen die Entgelte um 2,8 %. An den Universitätskliniken wird auch die Intensiv- und Infektionszulage von 90 auf 150 Euro erhöht und steigt damit um bis zu 67 %. Darüber hinaus wurde im Koalitionsvertrag festgelegt, dass 2022 ein Coronabonus an Pflegekräfte ausgezahlt wird.
Die geplanten Tarifsteigerungen und Bonuszahlungen und die damit verbundene Wertschätzung der Pflegekräfte begrüßen wir. Für die ambulanten Dialysezentren führt das allerdings dazu, dass sich die Personalsituation weiter verschärfen wird: Ambulante Nierenzentren konkurrieren derzeit vor allem mit Krankenhäusern um qualifizierte Pflegekräfte. Bei einer 2020 durchgeführten Umfrage unter den Mitgliedern des DN e.V. gaben 79 % der Praxen an, dass in den letzten 12 Monaten eine Pflegekraft bei ihnen abgeworben wurde, meistens von Krankenhäusern (78 %), die Gehaltssteigerungen im Pflegebereich an die Kostenträger weiterreichen können.
Die rund 26.000 Pflegekräfte in den ambulanten Dialysezentren wurden bislang nicht bei den von der GKV bereitgestellten Corona-Bonuszahlungen berücksichtigt, obwohl sie seit Ausbruch der Pandemie täglich mit COVID-19 infizierte Dialysepatienten betreuen – dies unter erschwerten Bedingungen aufgrund der besonderen Schutz- und Hygienemaßnahmen. Durch diesen besonderen Einsatz der Pflegkräfte konnten Krankenhauseinweisungen von Dialysepatienten verhindert werden.
Die nephrologischen Zentren müssen Lohnsteigerungen aus der Dialysepauschale finanzieren, die im Jahr 2013 abgesenkt wurde. Die Personalkosten, die bereits in den letzten Jahren stark gestiegen sind, bilden den größten Kostenblock der Pauschale. Obwohl von Seiten der nephrologischen Zentren wiederholt gegenüber der Gesundheitspolitik und den Parteien der Selbstverwaltung im Gesundheitswesen auf die zunehmend drängender werdende Belastung hingewiesen wurde, haben sich die Kostenträger einer Dynamisierung der Dialysepauschale verweigert. 2021 mussten daher erstmals Dialysezentren aus wirtschaftlichen Gründen schließen. Unser Appell an die Kostenträger und die Gesundheitspolitik: Es besteht dringender Handlungsbedarf, um auch in Zukunft die ambulante nephrologische Versorgung, die flächendeckende lebensnotwendige Dialysebehandlung sowie die Vor- und Nachsorge von Nierentransplantierten gewährleisten zu können!
Dr. Michael Daschner | Prof. Dr. Dieter Bach | Claudia Straub |
Vorstandsvorsitzender | Vorstandsvorsitzender | Vorstandsvorsitzende |
Verband Deutsche Nierenzentren (DN) e.V. | KfH Kuratorium für Dialyse und Nierentransplantation e.V. |
PHV – Der Dialysepartner Patienten-Heimversorgung |