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Organspende-Tattoo


Maria Grimmer hat selbst eine neue Niere bekommen – und das gleich zwei Mal. Die Krefelderin sprüht trotz ihrer gesundheitlichen Einschränkungen vor positiver Lebensenergie und Kreativität. Sie ruft immer wieder neue Projekte und Workshops ins Leben. So hat sie ihren Concept-Store „hANNSI“ in Krefeld-Uerdingen kurzer Hand in ein Tattoo-Studio verwandelt und damit die Aktion „Opt.Ink“ von Junge Helden unterstützt. Charlotte Schrooten hat die 42-Jährige getroffen und mit ihr über ihr bewegtes Leben und die Tattoo-Aktion gesprochen.

Charlotte Schrooten: Wie bist du auf die Idee mit der Tattoo-Aktion gekommen?

Maria Grimmer: Ich habe meine Tätowiererin Mona darauf angesprochen und gefragt, ob sie weiß, wie das abläuft. Sie war auch sofort begeistert und hat sich informiert. Wir haben die Aktion für den 07.09.2023 geplant und einen Tag vorher in den sozialen Medien gepostet und niemals mit so einer Resonanz gerechnet. Mona hat 18 Tattoos in acht Stunden gestochen, wir mussten noch acht Leuten absagen. Bei sechs Kunden war es sogar das erste Tattoo.

Schrooten: Du hast einen eigenen Concept-Store in Krefeld Uerdingen. Wie kam es dazu?

Grimmer: Ich habe Modedesign in Mönchen-Gladbach studiert und auch 10 Jahre im Management in einer großen Modefirma gearbeitet. Ich habe Stores betreut, die nicht gut liefen und sie umstrukturiert, deutschlandweit. Das war leider gesundheitlich irgendwann nicht mehr möglich. Mein Chef wollte mich unterstützen und mir einen festen Store zuteilen. Zudem Zeitpunkt hat sich aber ergeben, dass meine Schwiegermutter in der Immobilienverwaltung Unterstützung benötigte. Hier habe ich ausgeholfen, aber schnell gemerkt, dass ich nicht als Fachkraft bezahlt werden kann. Daher habe ich meinen Immobilienverwalter bei der IHK gemacht und noch einen Ausbildereignungsschein. Ich habe dann fast 10 Jahre in der Firma meiner Schwiegermutter gearbeitet. Irgendwann hat mir aber das Kreative gefehlt. Ich hatte schon damals parallel Workshops gegeben und gemalt und so bin ich auf die Idee gekommen, junge Künstlerinnen und Künstler zu unterstützen und in einem Concept-Store ihre Produkte zu verkaufen.

Alex (Freundin von Maria), Maria und Tätowiererin Mona (v.l.n.r.)

Schrooten: Magst Du was zu deiner Krankheitsgeschichte erzählen?

Grimmer: Seitdem ich neun Jahre alt bin, bin ich nierenkrank. Zunächst war ich 10 Jahre lang an der Dialyse im Krankenhaus in Moers. Meine erste neue Niere habe ich 1998 bekommen, kurz vor dem Abitur. Das war eine Spende über die Liste. Nach 10 Jahren hat die Funktion der Niere jedoch leider nachgelassen und ich habe einen Keim auf der Lunge bekommen. Als ich auf der Intensivstation künstlich beatmet werden musste, haben die Ärzte zu meinen Angehörigen gesagt: „Entweder können wir Maria retten oder die Niere.“ Da war schnell klar, dass sie raus muss. Ich habe vier Monate im Krankenhaus gelegen, drei davon im künstlichen Koma. Erholen konnte ich mich dann in Frankreich. Das war vielleicht mein Glück. Mein Mann musste zu dem Zeitpunkt beruflich in die Gegend bei Saint Nazaire und ich habe dort neun Monate dialysiert und mich ausgeruht.

Ein Jahr später, 2012, kam dann die zweite Transplantation. Diesmal war es eine Lebendspende meiner Schwiegermama. Ursprünglich hatten sich meine sieben Geschwister untersuchen lassen – mein eigenes Ersatzteillager (lacht). Aber meine Schwiegermutter wollte auch unbedingt mitkommen. Im Endeffekt hätte es bei ihr und bei meinem jüngsten Bruder gepasst. Meine Schwiegermutter hat jedoch argumentiert, dass mein Bruder noch alles vor sich hat und sie schon einen erwachsenen Sohn hat und selbstständig ist. Wir haben viel geredet und beide Tagebuch in der Zeit geschrieben. Sie hat mir ihres zum 40. Geburtstag geschenkt – ich konnte es bisher nicht lesen. Ich habe gesagt, dass ich ihre Niere annehme, wenn ich reintheoretisch die Chance damit hätte, ein Kind zu bekommen. Und es hat geklappt. Meine Tochter Mila ist sieben und gesund. Auch meiner Schwiegermutter geht es gut.

Schrooten: Was waren deine Erfahrungen an der Dialyse in Frankreich?

Grimmer: Ich habe sehr gute Erinnerungen, auch wenn ich das deutsche Gesundheitssystem jetzt zu schätzen weiß. Zur Krankenschwester hatte ich lange Kontakt, wir waren noch zwei Mal dort im Urlaub. Ein Nachbar hat mich immer mit zur Dialyse genommen. Ich habe immer die richtigen Menschen getroffen. (lacht) Wir wussten bis zum Schluss nicht, wohin mein Mann versetzt wird. Es wären auch Großbritannien, USA oder Skandinavien möglich gewesen.

Schrooten: Die richtigen Leute sind wichtig im Leben, das hast du immer wieder erfahren. Erzähl mal mehr dazu.

Grimmer: Ich habe echt tolle Erfahrungen gemacht in der Zeit, in der ich auf die Dialyse angewiesen war. Als Kind bin ich zur Feriendialyse mit der Klinik in Moers gefahren, z. B. nach Berchtesgarden, an den Wörthersee, nach Holland und sogar in den Skiurlaub. Alle Krankenschwestern sind mitgefahren und immer vier bis acht Kinder. Man hat uns das Gefühl von Normalität gegeben und wir konnten einfach Kinder sein. Auch meine Lehrer in der Schule waren toll. Ich musste kein Schuljahr wiederholen, obwohl ich über 200 Fehlstunden hatte. Ich konnte mit auf Klassenfahrt nach Berlin, Amsterdam und sogar auf Abschlussfahrt nach Italien. Die Lehrer haben mich zur Dialyse gebracht und die schönen Ausflüge, z. B. zu den Uffizien in Florenz, wurden extra auf meine dialysefreien Tage gelegt.

Quelle Bilder: Junge Helden e.V.

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